Moin ihr Lieben, die Einschränkungen rund um das Coronavirus geben uns Gelegenheit für all die Dinge, die man gern vor sich herschiebt.
Unser Flur braucht einen neuen Anstrich, also wann, wenn nicht jetzt.
Nach dem ich mir sicher war, wie mein Flur hinterher aussehen soll, ging es an die Materialbeschaffung. Ich habe mir meinen Einkaufszettel, meine Maske und meinen Mann geschnappt und ab in den Baumarkt. Mein Mann musste mit, weil ich den schweren Farbeimer nicht tragen konnte. Gerade, wenn wir schwere Dinge anheben wollen, besteht die Gefahr, einen Bauchdeckenbruch zu bekommen. Ein Bauchdeckenbruch kann sowohl direkt am Stoma und überall sonst in der Bauchdecke vorkommen. Die Stelle, an der der Darm durch die Bauchdecke ausgeleitet worden ist, ist die größte Schwachstelle. Dies nennt man dann eine parastomale Hernie. Beim Tragen von schweren Dingen bin ich besonders vorsichtig. Maximal trage ich ein Gewicht von 10 kg. Im ersten Jahr nach der OP waren es nur 5 kg. Ich achte darauf, dass ich richtig hebe: aus den Knien heraus und nicht aus dem Rücken. Wenn ich beim Anheben merke „das ist doch etwas schwer“, lasse ich es stehen und lasse mir helfen. Seid da wirklich vorsichtig mit eurem Bauch.
Zurück zum Streichen meines Flures.
Das Material war nun zu Hause und so ging es los, den Flur vorzubereiten. Kommode, Schuhschrank, Garderobe – alles musste raus und in der restlichen Wohnung verteilt werden. Die Möbelstücke habe ich natürlich nicht alleine gehoben, sondern zusammen mit meinem Mann. Vorher haben wir uns die Mühe gemacht, die Schränke auszuräumen, damit sie leichter sind. Das Abkleben und die ersten Streicharbeiten haben wir noch zusammen gemacht, aber nur, weil es zu zweit mehr Spaß macht. Auch die Decke habe ich mit gestrichen, und das war ganz schön anstrengend. Die Streckung über Kopf und der Druck, den man aufbringen muss, ließen meine Arme schnell schlappmachen. Da ich als Grunderkrankung Morbus Crohn habe, habe ich leider auch eine Gelenkbeteiligung, und da merke ich solche ungewohnten Arbeiten sehr schnell. Aber ich habe es geschafft, zwei Drittel der Decke alleine zu streichen, den Rest hat dann mein Mann gemacht. Die Wände selber waren dann doch deutlich leichter zu bearbeiten. So waren nach einem Tag alle Wände und die Decke wieder schön weiß. Nun hatte ich eine große Pause nötig, nicht nur damit die Farbe trocknet und ich dann mit Gelb weitermachen konnte. Was ich nicht gerne mag, sind einfach nur weiße Wände, das erinnert mich an das Krankenhaus. Also habe ich mir gedacht, dass ich noch drei Streifen an die Wand male. Von unten nach oben immer schmaler und heller im Farbton. Diese Aufgabe habe ich ganz alleine gemacht. Der Eimer mit der weißen Farbe war ja jetzt nicht mehr ganz voll und deutlich leichter und so konnte ich ihn auch alleine bewegen. Also habe ich mit dem erneuten Abkleben und Versiegeln des Malerkrepps angefangen. Als nächstes konnte ich die Farbe mischen und diese nach und nach auf die Wand bringen. Hier war ich dann so in meinem Element, dass ich mich dabei fast vergessen habe. Ich vergaß eine Pause zu machen, zu essen und trinken. Mir wird schnell übel, wenn ich nicht regelmäßig etwas zu mir nehme, das muss ich das nächste Mal besser machen. Egal was wir machen, wir sollten immer auf unseren Körper und unsere Gesundheit achten. Das Ergebnis in meinem Flur finde ich super und ich bin auch stolz darauf. Ich habe das auch mit meinem Stoma fast alleine geschafft. Wir können so viel mit unserem Stoma machen und das finde ich absolut großartig. Auch, wenn man manchmal Hilfe benötigt, ist es klasse, was wir alles schaffen können. Jede Anstrengung hat sich da gelohnt.
Passt auf euch auf und bleibt gesund.
Eure Melli
