Am 24.und 25. Januar fand in Frankfurt am Main die 27. Fachtagung chronisches Darmversagen bei Kindern (HPE-Workshop) statt.
Die Fachtagung wird organisiert unter der Leitung von Dr. Andreas Busch aus Tübingen und der Arbeitsgemeinschaft chronisches Darmversagen der GPGE (Gesellschaft für Pädiatrische Gastroenterologie und Ernährung e.V.)
Zielgruppe: Kindergastroenterologen, Neonatologen, Pädiatrische Intensivmediziner und Kinderchirurgen, Ernährungsfachkräfte und alle, die Kinder und Jugendliche mit Chronischem
Darmversagen (CDV) versorgen.
Folgende Themen wurden behandelt:
– Kurzdarm-Chirurgie
– Mukosa-Barriere bei KDS
– 3-Kammer-PN-Beutel – Update
– Therapie mit Teduglutid
– Hepatopathie – IFALD
– Selbsthilfe (KisE)
– Psychosoziale Belastungen für die Familie
– Neue ESPGHAN-Leitlinie zur PN
– Sekundäre Essstörungen
– Notfälle bei Kindern mit CDV
– Rolle des Colons bei KDS
– D-Laktat-Azidose
Was gibt es neues für uns zu berichten?
In den neuen ESPGHAN Leitlinien für parenterale Ernährung bei Kinder (veröffentlicht Dezember 2018) sind die Kalorienangaben und Nährstoffmengen eingeteilt nach Altersstufen und nach Krankheitsphasen (akut, stabil und Erholungsphase) die im Intensivbereich bzw. Klinikbereich relevant sind.
Die Energiemengen von kcal/kg/Tag bezogen sich bei der ESPGHAN Leitlinie 2005 auf FAO Daten von 1985, bei der aktuellen Leitlinie bezieht man sich auf Empfehlungen von FAO / WHO / UNU aus 2004.
Durchschnittlich sind die Energieempfehlungen wesentlich niedriger, unter Berücksichtigung der Tatsache das man 5-10% Energiezufuhr sparen kann gegenüber oraler bzw. enteraler Ernährung, da der Energieverbrauch für Verdauung & Verstoffwechslung bei parenteraler Ernährung hinfällig ist.
Energiebedarf (kcal / kg / Tag) für die parenterale Ernährung in verschiedenen Krankheitsphasen:
2005 | Neu Erholungsphase | Neu stabile Phase | Neu akute Phase | |
Frühgeborene | 110-120 | 90-120 | 45-55* | |
0-1 | 90-100 | 75-85 | 60-65 | 45-50 |
1-7 | 75-90 | 65-75 | 55-60 | 40-45 |
7-12 | 60-75 | 55-65 | 40-55 | 30-40 |
12-18 | 30-60 | 30-55 | 25-40 | 20-30 |
*Empfohlene Energieaufnahme während der ersten Tag des Lebens |
Für nichtintensivpflichtige Kinder bzw. für heimparenterale Kinder mit Kurzdarmsyndrom sind die Angaben im Bereich der Glucose Gabe nicht ausreichend und zielführend, da Sie ein Wachstum und eine Entwicklungsförderung bei nicht kritisch Kranken unterbinden. Cave Fettleber
Die modernen Fettsäuren Smof Lipid und Clinoleic sind bei der parenteralen Ernährung vorzuziehen.
Je weniger Sojaemulsion desto besser! Die Neue Leitlinie empfiehlt einen nicht Eiweißkalorienanteil von 25-50% auf Fettbasis. 20% Lipidemulsionen sind vorzuziehen (Volumen & Zulassung)
Parenterale Aminosäureversorgung für stabil angesehen Patienten (g/ kg / Tag):
Frühgeborene Kinder | |
Erster Lebenstag | 1,5-2,5 |
Ab dem zweitem Tag | 2,5-3,5 |
Säuglinge | 1,5-3,0 |
Zweiter Monat – 3. Lebensjahr | -2,5 |
3. bis 18. Lebensjahr | -2,0 |
Bei Entwicklung einer Cholestase sollte vorerst der Lipidgehalt gesenkt werden, ein Mehrkomponentenfett mit Omega 3 Fettsäuren oder kurzfristig nur Omega 3 Fett verabreicht werden.
- Bei Langzeit PE wird die Gabe von Taurolidinen (TauroLock) empfohlen
- Lichtschutz wird ggf. standardmäßig empfohlen auch mit Fettinhalt (GHD Rucksack)
- Numeta Standartbeutel Zusammensetzung noch nach alter Leitlinie
Die Leitlinien sind bisher nur auf Englisch veröffentlich und sind in mehrere Kapitel unterteilt und umfassen mehr als 100 Seiten. https://www.clinicalnutritionjournal.com
Bitte wenden Sie sich bei allen parenteralen Berechnungen für Kinder, an unsere GHD Compounding Abteilung!
Weiter Vortragsinhalte:
Kurzdarm
- größere Gefahr der Entstehung einer Laktatazidose als bei Kontrollgruppe
- Therapie: Nahrungskarenz, Kohlenhydratfreie Flüssigkeitssubstitution, Thiamingabe
- Orale MCT Fette machen Sinn, wenn noch Dickdarm vorhanden ist und natürlich nur, wenn diese vertragen werden
- Tedeglutid Therapie wurde sehr positiv hervorgehoben. Ziel die parenterale Ernährung zu reduzieren. Sollte erst Verwendung finden, wenn andere konventionelle Methoden ausgeschöpft sind. In Studien konnte damit das Volumen und die Menge an kcal in verabreichter PE reduziert werden. Die Menge und Größe der Darmzotten war signifikant gesteigert.
IFALD (Darminsuffizienz-assoziierte Lebererkrankung
- Prävalenz 22 % bei Langezeit PE bei Patienten mit chronischem Darmversagen
- Inflammation entsteht durch Phytosterole (aus Sojafetten) in PE Lösungen
Prävention und Therapie:
- Lange Darmruhigstellung vermeiden (zusätzliche enterale Ernährung)
- kontinuierliche TPE vermeiden: bei älteren Kindern zyklische Gabe, Pausen einlegen
- Fischölbasierte Fette verringern Cholestase und Inflammation
- Trotzdem sollte Omegaven nicht langfristig und als alleiniges Fett gegeben werden
- Trotz des höheren Gehaltes an Phytosterolen in Clinoleic im Verhältnis zu Smof, gibt es bisher keine Studie, die von Clinoleic abrät.
Katheter Infektionen
- anfällig dafür sind junge Säuglinge, mangelnährte Kinder, Kinder mit angeborenen Immundefekten und Lebererkrankungen, sowie Kinder mit sehr jungen Eltern bzw. aus schwierigem Milieu
Prävention:
- getunnelte Katheter vorziehen
- Keine Blutentnahme über Katheter, wenn möglich
- Regelmäßige Taurolidin Block empfohlen bei Patienten mit mehr als 2 Infektionen im Jahr
- bei Kindern unter einem Jahr
- sowie bei Patienten aus schwierigem Milieu
- Versorgung durch ambulanten Pflegedienst
- sowie Kindern mit einem Stoma
Ein weiterer Vortrag beschäftigte sich mit dem Einsatz von Compounding Nährlösungen versus Standard 3 Kammer Beutel bei Kindern. Wenn der Inhalt einer Standard Nährlösung inklusive der essentiellen Aminosäuren und dem Volumen Bedarf abdeckt ist sollte eine Standard 3 Kammer PE Nährlösung gegenüber dem Compounding vorgezogen werden.
Neben weiteren 5 Home Care Providern und 2 Herstellern waren wir mit der GHD GesundHeits GmbH Deutschland auch in einer kleinen Industrieausstellung vertreten. Die Themen hygienischer An- und Abschluss der HPE sowie Trink- und Sondennahrung und die Überleitung von parenteralen Kindern aus der Klinik, waren unsere Gesprächsthemen am Stand. Das Must-have der Give A ways waren die neuen Isosource Junior Apfelsinen Taschen.
