Leben und Sport mit einer Beinprothese
Zunächst einmal einen lieben Gruß aus Essen. Es erfreut mich von ganzem Herzen, dass ich in regelmäßigen Abständen meine Geschichten auf der Homepage im Blog präsentieren darf, vor allem aber, dass ich vielen Betroffenen ein wenig die Angst nehmen kann. Mein Ziel ist es, andere Menschen mit einem Handicap zu inspirieren und zu motivieren. Gerne möchte ich mich auf diesem Weg bei euch vorstellen und über meine Person berichten.
Mein Name ist Mike Schmitz, 50 Jahre jung, wohnhaft in Essen. Durch einen Schicksalsschlag vor 30 Jahren verlor ich meinen rechten Unterschenkel und trage seit dieser Zeit eine Beinprothese. Ich bin Knie-Ex, das bedeutet, dass ich kein Kniegelenk mehr habe.
Natürlich ist es nicht leicht, mit 20 Jahren ein Bein zu verlieren. Es hat bei mir aber nur etwa eine Woche gedauert, bis ich mein Schicksal angenommen habe. Natürlich hatte ich auch große Zukunftsängste, weil ich ja vor einem großen Scherbenhaufen stand.
In meinem alten Beruf hatte ich meine Ausbildung erfolgreich absolviert und wurde als Geselle von meinem Arbeitgeber übernommen, auch war gedanklich die Meisterprüfung in meinem Kopf fest. Diese Zukunftspläne sind zerplatzt wie eine Seifenblase. Meinen Traumberuf konnte ich mit meiner Beinprothese nicht mehr ausüben und musste einen komplett neuen Beruf erlernen. Mir blieb keine andere Wahl und so nahm ich meinen neuen Lebensabschnitt in die Hand.
Als Bürokaufmann absolvierte ich eine Umschulung und meine Prüfung und fand auch wieder einen neuen Arbeitgeber. Berufsbegleitend habe ich mich dann an Abendschulen weitergebildet und zusätzliche Qualifikationen erworben.
Die ersten 26 Jahre trug ich nur eine Standard–Beinprothese und nahm nur wenig am Leben teil. Die ganze Laufmotorik war nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte. So musste ich beim Treppenlaufen das Handgeländer nutzen und beim Gefälle laufen eine andere Körperhaltung einnehmen, um das Gleichgewicht auszubalancieren. Spaziergänge waren für mich eine sehr große Qual und so schaffte ich teilweise nur 2-3 km.
Vor ca. vier Jahren erhielt ich dann eine Hightech-Beinprothese. Mit dieser Beinprothese kam schlagartig meine Lebensfreude zurück. Durch kontinuierliches und hartes Training habe ich mich wieder in die Gesellschaft zurückgekämpft. Diese Beinprothese wird durch sechs Mikroprozessoren gesteuert, damit habe ich ein besseres Gangbild. Gefälle laufe ich wie ein „Zweibeiner“.
Für den Hersteller bin ich auch schon auf den größten Fachmessen in Deutschland als Demoanwender für die Fachbesucher gelaufen, u. a. auf der OT-World in Leipzig.
Natürlich kann man nicht einfach eine Hightech-Beinprothese anziehen und loslegen. Wie ich im Vorfeld geschrieben habe, bedarf es viel Zeit und Training. Vor allem habe ich mir immer wieder neue Ziele gesteckt. Heute bin ich froh und stolz, dass ich es geschafft habe. Durch meine sportlichen Aktivitäten betreibe ich einige Sportarten und nutze die Beinprothese in vollen Zügen:
- Sprünge vom 3-Meter-Brett (Die Beinprothese ist wassertauglich.)
- Fahrradtouren zwischen 40 und 80 km (nur Muskelkraft – kein E-Bike)
- Nordic Walking mit Zweibeinern / 5 km unter 45 Min. / 8,5 km 1 Std. 11 Min.
- Aktiv-Urlaub / Wanderung bis 20 km
- Boxsport mit Zweibeinern
Der letzte Punkt ist für mich eine absolute Herausforderung gewesen, trotzdem war mein Ziel und der Ansporn sehr groß und ich wollte es mir selbst im Boxsport beweisen. Auch hier mussten einige Monate vergehen, damit ich mich den „Zweibeinern“ stellen konnte. Mein Trainer ist so begeistert, dass ich demnächst einen Boxkampf bestreiten soll.
Ganz wichtig ist mir natürlich, anderen Menschen mit einem Handicap Mut, Kraft und Durchhaltevermögen zu geben, dabei steht die Inspiration und die Motivation an erster Stelle. Gleichzeitig möchte ich aber auch als Breitensportler gesunden Menschen ein wenig die Augen öffnen.
Jetzt freue ich mich riesig auf die nächsten Aufgaben hier in meinem Blog.
Herzliche Grüße aus Essen
euer Mike Schmitz
