Multiresistente Erreger

Multiresistente Erreger (MRE) stellen die Medizin vor immer größere Herausforderungen. Dies liegt daran, dass Bakterien gegen immer mehr Antibiotika Resistenzen entwickeln. Es wird dann zunehmend schwieriger, Infektionen mit herkömmlichen Antibiotika zu behandeln, denn es benötigt in diesen Fällen Labortests, um herauszufinden, ob und welche Antibiotika noch eine Wirksamkeit entfalten könnten. Das heißt jedoch nicht unbedingt, dass multiresistente Erreger grundsätzlich schwerere Infektionsverläufe verursachen.

Die meisten multiresistenten Erreger entstehen dadurch, dass Antibiotika zuvor falsch eingesetzt wurden. Das bedeutet, dass möglicherweise zu häufig Antibiotika verabreicht wurden oder aber, dass die Behandlungsdauer zu kurz war oder mit einer zu geringen Dosierung stattgefunden hat. Dadurch können sich die, meist hochansteckenden, Bakterien strukturell verändern und eine erhöhte Widerstandsfähigkeit gegenüber dem Antibiotikum (Resistenz) entwickeln.

Dieses Problem betrifft nicht nur den Menschen. Auch in der Masttierhaltung in Deutschland wurden bei etwa 85% der Schweinemastbetriebe MRE bei den Tieren und in den Ställen nachgewiesen. Bei Geflügelmastbetrieben lag dieser Wert sogar noch höher. In einigen Fällen können diese Erreger auch auf den Menschen übertragen werden. Man spricht hierbei von sogenannten Zoonosen.

vergrößerte Bakterien

Da sich die Erreger immer weiterentwickeln, wenn keine strukturellen Änderungen getroffen werden, ist davon auszugehen, dass wir den MRE weiterhin ausgesetzt sein werden und sich eine Behandlung immer schwieriger gestalten wird. Zwar werden die Entwicklungen der MRE und die Wirkungsweisen verschiedener zur Behandlung eingesetzter Medikamente dokumentiert, sodass Behandlungen einer Infektion mit bekannten Erregern (z.B. methicillin-resistente staphylococcus aureus (MRSA), ESBL bildende e. coli-Bakterien) grundsätzlich möglich sind. Wie schwerwiegend die Infektion verlaufen wird, kommt jedoch auf den Allgemeinzustand der infizierten Person an. Besitzt man ein insgesamt gut funktionierendes Immunsystem, richten die Erreger nicht unbedingt einen großen Schaden an oder es kommt sogar zu einem asymptomatischen Verlauf einer Infektion. Im letzteren Fall wird eine Kolonisierung mit MRE oft nur durch Zufall bemerkt. Trotzdem können die Erreger dann auf andere Menschen übertragen werden, die möglicherweise einer Risikogruppe angehören und bei denen eine Infektion einen schwereren Verlauf nehmen kann. Dies passiert besonders häufig in Krankenhäusern.

Vor allem in Kliniken müssen dann noch strengere Hygiene- und Isolationsmaßnahmen (Einrichten von Isolierzimmern, Betreten des Zimmers in Einwegschutzkleidung; diese verbleibt im Zimmer) getroffen werden, wenn das Risiko einer Infektion einer Patientin oder eines Patienten besteht. Damit eine Ausbreitung und Weiterentwicklung der Bakterien grundsätzlich möglichst gering gehalten wird, sollte auch privat darauf geachtet werden, grundlegende Hygienestandards einzuhalten und Antibiotika-Behandlungen nur nach genauer Anweisung der Ärztin/ des Arztes durchzuführen.