Die Arzneimitteltherapie ist das am häufigsten angewendete Therapieverfahren in der traditionellen chinesischen Medizin (TCM).
Die Heilkräuter, die dafür verwendet werden, sind rein natürlich, ohne künstliche Zusätze. Sie werden meistens in Form von Tees eingenommen, die der Patient selbst aufkochen muss. Inzwischen gibt es aber auch Granulate, die nur noch in heißem Wasser aufgelöst werden müssen oder auch Pillen aus gepressten Kräutern. Für ein Arzneimittel werden verschiedene Pflanzen in bestimmten Verhältnissen kombiniert. Es gibt zwar rund 2.000 chinesische Heilkräuter, am häufigsten werden jedoch nur ca. 350 von diesen eingesetzt. Von diesen werden die Wurzeln, Rinden, Blüten oder Blätter verwendet. Als Beispiele sind die Wurzeln des vielblütigen Knöterichs (in der TCM als Ho Shou Wu oder Fo-Ti bekannt), die Blätter des Ginkgo biloba oder die Wurzeln der krautigen Astragalus-Pflanze zu nennen.
Welche Heilpflanzen zum Einsatz kommen, wählt der Therapeut nach der Diagnose aus, denn jede Kräutermischung ist so individuell wie das Krankheitsbild.
In der TCM steht nämlich im Vordergrund, die Ursache der Krankheit zu behandeln und nicht nur die Symptome.
Dafür wird jede Pflanze verschiedenen Charakteristika zugeordnet, die bei bestimmten Beschwerden zum Einsatz kommen: Geschmack (süß, salzig, sauer, bitter, scharf), Wirkungsort (welche Meridiane und/oder Organe), Temperatur (kalt, kühl, neutral, warm, heiß), austrocknend oder befeuchtend und den Einfluss auf die körpereigene Lebensenergie (das Qi). Da jede Pflanze in die verschiedenen Kategorien eingeteilt werden kann, muss ein chinesisches Heilkraut nicht zwingend aus China kommen. Es kann genauso gut hier aus Europa stammen. So ist zum Beispiel auch Pfefferminze eines der chinesischen Heilkräuter und wird als scharfe, kalte Pflanze charakterisiert, die auf Lunge und Leber wirkt und das Qi emporhebt. Sie wirkt jedoch nicht sehr stark und wird daher anderen Kräutern beigemischt, um deren Wirkung zu unterstützen.
Nach der Auswahl der richtigen Mischung wird die genaue Einnahme detailliert mit dem TCM-Therapeuten abgesprochen. Je nach Krankheitsbild dauert die Einnahmezeit von einer Woche bis hin zu mehreren Monaten. Über diesen Zeitraum hinweg prüft der Arzt regelmäßig, ob die Rezeptur noch immer passend ist oder ob Bestandteile verändert werden sollten. Daher wird dringend von der Selbstmedikation abgeraten, denn die chinesische Arzneimitteltherapie kann nur nach einem jahrelangen Studium richtig angewendet werden.
