Kontinenz oder Inkontinenz – ein Begriff, der mit einer kleinen Vorsilbe eine große Frage der Lebensqualität aufwirft.
Für mich war und ist es immer ein Tabuthema – und das wird es wohl auch bleiben. Denn wer spricht schon gern über seine intimsten Bereiche oder Momente, womöglich sogar mit fremden Personen oder in der Öffentlichkeit? Dabei ist der Austausch mit Fachleuten oder anderen Betroffenen oft sehr hilfreich. Selbst Sichtweisen von Menschen, die nur ähnlich beeinträchtigt sind, haben mir oft neue Denkanstöße gegeben.
Und trotzdem: Es ist kein Allerwelt-Thema – und das ist in gewisser Weise auch gut so. Jeder Mensch hat ein Schamgefühl und möchte nicht alles preisgeben. Das ist nur menschlich.

Aber zurück zum Thema: Was bedeutet eigentlich Inkontinenz – oder, wie man mittlerweile häufiger sagt, Kontinenz?
Ganz knapp für mich: Untenrum dicht sein.
Einfach seine Ausscheidungen geplant und kontrolliert verrichten können.
Einfach den Alltag bestmöglich und ohne Sorgen rund um das Thema Kontinenz leben können.
Einfach sich nicht einschränken lassen.
Um über dieses heikle Thema überhaupt sprechen zu können, haben mir immer drei Dinge geholfen: Humor, Ehrlichkeit und Einfühlungsvermögen – also ein Blick auf mein Gegenüber und dessen eventuelle Einschränkungen. Wenn ich das Gefühl hatte: „Der oder die hat doch bestimmt ähnliche Probleme – wie geht der oder die wohl damit um?“, dann habe ich die Gelegenheit genutzt und nachgefragt. Ehrlich, aber nicht zu ernst. Was soll schon passieren? Selbst wenn die Reaktion eher zurückhaltend ist, habe ich oft das Gefühl gehabt, dem anderen durch meine Offenheit auch etwas mitzugeben. Und bestenfalls bekommt man selbst einen wertvollen Tipp oder neuen Gedanken mit auf den Weg.
Nicht viel anders ist es im Gespräch mit Ärzt:innen oder Fachpersonal. Auch hier bringt es nichts, Probleme zu verschweigen – das führt bei mir nur zu schlechtem Gewissen, kreisenden Gedanken und vor allem: keiner Lösung.
So kam auch bei mir irgendwann das Thema „Botox-Behandlung in der Blase“ auf. Ärztlich wurde mir das schon seit Jahren empfohlen – aber ich war sehr skeptisch. Botox? Bei einer bestehenden Nervenerkrankung? Seid ihr verrückt?
Zumal es ja eigentlich gut lief: kaum Infektionen, keine Nebenwirkungen der Medikation, der Alltag war geregelt – also warum etwas ändern? Trotzdem fragte ich mich immer mal wieder: Wie wäre es eigentlich nach so einem Eingriff? Wäre das langfristig vielleicht sogar gesünder?
Und dann stellte mir jemand eine ganz einfache, aber wirkungsvolle Frage:
„Wenn es dir auch nur ein bisschen mehr Lebensqualität bringt – wäre es das dann nicht wert, die Skepsis abzulegen und es zumindest zu probieren?“
Vor allem bei einer mittlerweile gut etablierten, routinierten Behandlung mit vielen positiven Erfahrungswerten anderer Betroffener.
Also wagte ich den Schritt. Auch mit dem Hintergedanken: Wenn es nichts bringt oder mir nicht behagt, dann ist das Thema für mich erledigt – ganz ohne Grübelei.
Und was soll ich sagen? Bis jetzt läuft es sogar noch besser als vorher.
Ich war vorher zufrieden – aber jetzt habe ich so gut wie keine Gedanken mehr rund um das Thema Harn(in)kontinenz. Keine Angstgefühle, nahezu absolute Sicherheit.
Was die Langzeiterfahrung bringt, wird sich zeigen:
Gewöhnungseffekt? Wirkungsdauer? Kostenübernahme? OP-Häufigkeit? – Es gibt viele Meinungen dazu, und auch meine ist noch nicht abschließend.
Aber mein bisheriges Fazit lautet:
Kontinenz ist für mich ein wesentlicher Faktor für Lebensqualität.
Und wenn es nötig ist, lohnt es sich, Ängste zu überwinden und auch gewisse Risiken einzugehen.
Der Erfahrungsaustausch ist wichtig – aber kein Allheilmittel. Man muss sich umfassend informieren und dann den eigenen Weg gehen.
Am Ende wird man es sich selbst danken.
In diesem Sinne: Eine dichte Welt Kontinenz Woche!
Übrigens: Die deutsche Kontinenzgesellschaft hat eine extra Informationsseite zur Welt-Kontinenz-Woche. Schau doch mal vorbei: https://www.kontinenz-gesellschaft.de/veranstaltungen/veranstaltungen-wkw/