Bienen in Berlin-Marzahn

Was summt denn da an unserem Standort in Berlin-Marzahn?

Am 20. Mai war der Weltbienentag, am 22. Mai folgte der Tag der Biodiversität. Die Erkenntnis über den weltweiten Rückgang der Bienenpopulation und dringend notwendigen Schutz der Bienen ist uns allen bekannt. Die Bedeutung der Bestäuberinsekten für Biodiversität und Ernährungssicherheit ist elementar. Deshalb freut es uns ganz besonders, dass auf unserem Gelände in Berlin-Marzahn seit einiger Zeit zwei Bienenvölker ihr Zuhause haben. Wie das kommt und was es damit auf sich hat haben wir uns von Uwe Rönn, unserem Kollegen aus der Werkstatt im Reha-Werk Berlin, erklären lassen.

Tagsüber reparierst Du elektrische Rollstühle und Antriebe. In Deiner Freizeit betreibst Du ein außergewöhnliches Hobby. Du bist Imker. Wie bist Du dazu gekommen?

Eigentlich war es erst nur Neugier. Vor etwas über 10 Jahren habe ich aus reinem Interesse eine Versammlung eines Imkervereins besucht. Zeitgleich suchte ein älterer Imker einen Nachfolger, da er aus Altersgründen seinem Hobby nicht mehr nachgehen kann. Ehe ich mich versah, war ich im Besitz des nötigen Equipments, eines Bienenwagens und los ging es. Heute sind die Bienen meine große Leidenschaft.

Was machen denn nun Honigbienen auf unserem Mitarbeiterparkplatz in Berlin-Marzahn?

Ich lasse meine Bienen wandern. Durch die Nutzung verschiedener Trachten – so nennt man das gesamte Angebot von Nektar, Honigtau und Pollen, welche die Honigbienen in ihren Bienenstock bringen – erzielt man eine bessere Honigernte. Auf unserem Gelände in Berlin-Marzahn stehen Robinien. Die blühen jetzt. Mit dem Einverständnis unseres Vermieters habe ich bereits das zweite Jahr in Folge zwei meiner Bienenvölker hierher gebracht. Die Voraussetzungen sind sehr gut. Ich kann das Tor abschließen und die Bienen so vor Diebstahl schützen.

Wie bitte? Es gibt Menschen, die Bienen stehlen?

Ja, tatsächlich kommt das gar nicht so selten vor. Oft sind die Diebe selbst Imker, die sich eigene Bienenvölker aufbauen wollen, ohne Geld und Zeit zu investieren. Es handelt sich dabei um eine Straftat, aber Bienen haben keine Erkennungsmarke, sodass der Diebstahl schwer nachweisbar ist.

Bienenstoecke in Berlin
Bienen aus einem Stock

Wie viele Bienen gehören zu einem Volk?

Ich habe recht kleine Völker. In einem leben ca. 35.000 Bienen. Bei einer fleißigen Königin kann ein Volk auch aus 60.000 bis 80.000 Bienen bestehen.

Also wohnen hier in Berlin-Marzahn jetzt vorübergehend knapp 70.000 Bienen – zwei Völker in unmittelbarer Nachbarschaft. Wenn die Bienen immer wieder umziehen, finden sie denn immer wieder ihren Heimatstock und wer hat denn das Sagen im Bienenvolk?

Ein Bienenvolk besteht aus einer Königin, einigen hundert männlichen Drohnen und mehreren tausend weiblichen Arbeitsbienen. Die Arbeitsbienen leben im Sommer nur ca. 4 Wochen und im Winter ein halbes Jahr. Die Königin sorgt für Nachschub und legt täglich ca. 2.000 Eier. Nach 21 Tagen schlüpfen die Bienen und beginnen sofort mit ihrer Arbeit. Bienen gehören zu den Tieren mit den kleinsten und zugleich leistungsfähigsten Gehirnen. Ihr Orientierungssinn ist sehr ausgeprägt und sie sind enorm lernfähig.

Die meisten von uns fürchten sich vor den kleinen Honigsammlern, denn sie können uns mit ihrem kleinen Stachel gewaltige Schmerzen zufügen. Hast Du denn keine Angst?

Schutzkleidung gehört nicht nur tagsüber zu meiner Ausrüstung in der Werkstatt. Bei der Arbeit mit meinen Bienen schütze ich mich mit einem Overall und einem Bienenhut. Angst habe ich keine, aber Respekt.

Welche Honigausbeute erwartest Du hier am Standort Berlin-Marzahn?

Wenn es warm und feucht ist, sind das optimale Voraussetzungen für eine reichhaltige Honigernte. Die Bienen müssen die sechsfache Menge an Flüssigkeit einbringen. Wenn ich also 10 Kilo ernte, haben die fleißigen Sammler 60 Kilo in den Stock verbracht. Wie viel ich letztendlich ernten kann, ist wetterabhängig und somit immer ungewiss.

Zum Abschluss unseres Interviews sind wir um einiges Bienenwissen reicher und kosten dürfen wir die frische Produktion auch gleich. Mmmmh süß und lecker. Danke Uwe für das Interview und Deinen Beitrag zur Erhaltung der Bienen.